
Es handelt sich hier nicht um eine Fangfrage, sondern um eine Frage nach der Definition eines Alpenpasses.
Die Sella-Runde oder Sella Ronda steht wohl bei jedem Alpenpässe-Fahrer ganz oben auf der „Bucket-Liste“. Ein Alpenpass reiht sich an den anderen, und bis auf einen sind alle auch noch jenseits der 2000er-Marke. Dazu kommt noch der, zugegeben, wirklich beeindruckende Blick auf das Sella-Massiv – auf jede Seite. Denn das Sella-Massiv ist ein Bergstock, ein Plateau, dass mit der Sella-Runde tatsächlich umrundet wird.
Die Sella-Runde liegt zwischen dem bekannten Ski-Ort Cortina d’Ampezzo im Osten, den weiterhin bekannten Orten Wolkenstein- und Sankt Christina in Gröden im Westen und Canazei, wohl vor allem den Mountain-Bikern bestens bekannt, im Süden. Damit liegt die Sella-Runde zum Teil in Venetien und zu Teilen im Trentino und Südtirol.
Die Sella-Runde fahren und genießen bedeutet, den richtigen Zeitpunkt zu wählen.
Unter normalen Bedingungen – normaler Verkehr, ordentliche Wetterbedingungen – lässt sich die Tour inklusive Pause, in einem halben Tag gemütlich fahren. Es sind nämlich gerade mal 52 Kilometer zu absolvieren, und schon wird der Ausgangspunkt wieder erreicht. Natürlich, dazu kommt dann die Anfahrt, je nachdem wo man zu Gast ist.
Allerdings hat die bekannheit und die Beliebtheit hat auch ihre Schattenseite. Denn gerade an Wochenenden und in der Ferienzeit ist die Strecke inzwischen extrem viel befahren. Dazu kommt, dass die Strecke sehr gut ausgebaut ist, breit, gut asphaltiert, und selbst die Kurven sind ausladend. Ideal für fast jede Art von Fortbewegungsmittel. Nur dem Schwerlastverkehr wird streckenweise Einhalt geboten
So kann dann die Sellarunde auch mal viel mehr Zeit als die etwa 90 Minuten reguläre Fahrzeit in Anspruch nehmen. Viel mehr Zeit. Es ist daher ratsam, in der Vorsaison oder Nachsaison oder, in jedem Fall unter der Woche zu fahren. Denn dann kann der Verkehr geringer und der Fahrspaß umso größer sein.
Immerhin sind auf den etwa 50 Kilometern gute 180 Kurven mit den unterschiedlichsten Radien und Neigungen zu fahren, und viele tausend Höhenmeter zu meistern.
Und wenn dann noch viel Zeit bleibt, gibt es noch viele weitere spannenden Alpenpässe in unmittelbarer Umgebung zu entdecken, wie zum Beispiel: den Passo Falzarego, den Passo Fedaia, den Passo di Giau, den Passo di Valparola oder den Colle Santa Lucia.
Und nun zur Frage: 4 oder 5 Alpenpässe – wir wird die Sella-Runde gezählt?
Offiziell werden die folgenden 4 Alpenpässe zur Sella-Runde gezählt: Passo di Sella (Sellajoch), Passo di Pordoi (Pordoijoch), Passo Campolongo und Passo di Gardena (Grödnerjoch).
Allerdings gibt es zwischen Passo di Sella und Passo di Gardena einen weiteren, unscheinbaren und dementsprechend unbekannten Alpenpass, den Sella del Gulac. Er liegt in einer 180-Grad-Kurve etwa 4 Kilometer vor oder nach dem Passo di Gardena (Grödner Joch). Und dadurch liegt ein fünfter Alpenpass auf der Rundstrecke um das Bergmassiv Sella.
Die Anzahl der gefahrenen Alpenpässe in einer Sella-Runde darf jetzt also jeder für sich festlegen. Vielleicht bleibt ihr aber mal in der Kurve des Sella del Gulac stehen – es gibt einen unbefestigten Parkplatz – und betrachtet das Sella-Massiv. Beeindruckend!
Übrigens: Der für Alpenpässe eher ungewöhnliche Zusatz „Sella…“ wird aus der ursprünglichen, hier noch gesprochenen Sprache „Ladinisch“ abgeleitet, und heißt übersetzt „Sattel“.
Zur Info: Das Bild zeigt die Auffahrt zum Sellajoch.
Probiert doch zur Alpenpässe-Tourenplanung unseren einzigartigen und vor allem interaktiven Alpenpässe-Atlas aus. Ganz einfach: Alpenpass für Alpenpass auswählen – inzwischen sind etwa 500 Alpenpässe verzeichnet – Sehenswürdigkeiten ergänzen, vielleicht auch Hotels auswählen und, entweder die Tour als Link weiterversenden (keine Anmeldung erforderlich), die GPS-Daten herunterladen (wir haben jede Menge Tutorials für die Verwendung der Daten in Navi oder Apps – ganz einfach) oder ein Tour-PDF erzeugen, mit Bildern, Beschreibungen, Links und Fakten zu den Alpenpässen. Hier zum Beispiel das Tour-PDF zur Sella-Runde (wird in „real-time generiert“ und kann einige Sekunden dauern). Viel Spaß auf der Tour.
Tipp: Eine ganz woanders gelegen und legendäre Tour: Die „Route des Grandes Alpes“ – hier gibt es mehr Infos …. Oder, wenn es auch mal Schotterpiste sein darf: Die LGKS, der Ligurische Grenzkamm oder „Hohe Salzstraße“ – Infos hier …